Bernardo Stumpf

Werk: „bimot_danse caotica“
Jahr: 2020
Kategorie: Video-Performance

Bernardo Stumpf
ist visueller Künstler und wohnt in der Stadt Petrópolis im Bundesstaat Rio de Janeiro. 

Bernardo Stumpf über sich und seine künstlerische Arbeit:
‚bimot_danse caotica‘ entstand im Zuge einer Reihe undisziplinierter Aktionen, mit denen ich in den letzten Jahren experimentiert habe. 

Zwischen 2016 und 2017 begann ich, mich mit vielfältigen kreativen Umgebungen zu beschäftigen, habe u.a. eine Band mit einer Reihe musikalischer Ignoranten für eine Dragqueen-Sängerin gegründet, bei der ich als Musikproduzent und Choreograf auftrete (Darlene Lepetit); ein Projekt des ‚Samplings‘ und der Bildbearbeitung für die Schaffung von tanzenden ‚Lambe-Lambes‘ (Straßenkunstplakaten) (Paguro); eine Plattform für experimentelle Klangkreationen (bababitts); ein Labor für Videokunst (DV_Lab) und eine Serie von Schriften, die in andere Medien übertragen wurden.

Im Jahr 2019 wurde ich zum Artist Residency Programm 20Minutos.MOV eingeladen, wo ich ein multimediales performatives Experiment realisiert habe, das ich ‚bimot_suite#1‘ nannte. Die Aktion bestand aus der Durchführung eines ignoranten Fest-Vortrags, in welchem ich ein konzeptuelles Inventar der Quantenmechanik als Material für die Konstruktion von Deklamationen, Gesängen und Choreografien verwendet habe, in einem Fest aus Tönen und Licht, deren Musikalität und Visualität in Echtzeit produziert wurden, wie in einer Jazz-Session. 

2020, als wir uns in einer Situation der Quarantäne befanden, die uns die Coronavirus-Pandemie auferlegt hatte, verstand ich, dass ich meinen Wunsch, ‘bimot_suite#1’ fortzusetzen, in einer gänzlich virtuellen Umgebung umsetzen musste. Ich habe mich also vor den Computer gesetzt und ‚bimot_danse caotica’ gemacht. Ich habe Raubkopien sämtlicher Softwares genutzt, die ich für die Kontrolle des Bildes, Videos und Tons brauchte, habe das Kapitel „Chaos“ aus dem Werk des anarchistischen Poeten Hakim Bey „T.A.Z. – Die Temporäre Autonome Zone“ zur Hand genommen und eine Serie von Gedichten (die der Autor selbst Pamphlete nennt) gesampelt. Ich habe alles ausgehend von und mittels meines intertextuellen Interesses an ignoranten Vorträgen, elektronischen Klängen, digitalen Animationen und Choreografien sowie grafischen Arrangements neu gemischt. 

Von der Idee des ‚Chaos‘  aus einer wissenschaftlichen und poetischen Perspektive zu sprechen, ausgehend von der unmittelbaren Begegnung, der digitalen Mediation und der eigenen Unwissenheit über das Thema und mit einem Verständnis davon, was die konstruierten Materialien, Gesten und Ausdrucksweisen sind, kann das Verlangen nach Unterhaltung überwunden werden.

So ungefähr war es…